Nicht jeder Materialist ist Wissenschaftler. Genausowenig, wie nicht jeder Idealist einer Religion angehört. Gottseidank gibt es aber Theologen, die Physik studiert haben und Physiker, die sich (mehr oder weniger offen) für religiöse Fragen interessieren. Derartige Kombinationen werden künftig eine wesentlich höhere Bedeutung erlangen.
Wissenschaft und Religion haben die Menschheit durch die Jahrtausende getragen und bilden die Säulen des menschlichen Daseins. In frühen Zeiten waren sie sogar eng miteinander verbunden. Wenn wir uns des gemeinsamen Fundaments besinnen, auf dem sie stehen, kann der Bogen zwischen beiden wieder hergestellt werden und die Menschen können gemeinsam über diese Brücke gehen. Das ist ein langer Weg und der benötigt Zeit.
Weder Astro- noch Quantenphysik mit ihren unglaublichen Fortschritten in den letzten Jahrzehnten haben die Religion ad absurdum gestellt, sondern das Weltbild in ihre Richtung eher noch weiter sensibilisiert. Selbst namhafte Wissenschaftler streiten das nicht ab und Texte in religiösen Schriften untermauern die wissenschaftliche Suche nach der Intelligenz allen Seins:
"Zwischen Religion und Naturwissenschaft finden wir nirgends einen Widerspruch. Sie schließen sich nicht aus, wie manche glauben und fürchten, sondern sie ergänzen und bedingen einander.“
Max Planck, deutscher Physiker und Nobelpreisträger
„Die Wissenschaft, ihr sollt sie ehren, all dünkelhaftem Wahne fern! Denn Gottes sind die, so sie lehren, und Gottes sind, die sie begehren, und wer sie preist, der preist den Herrn.“
Koran
"Gott blickt vom Himmel herab auf die Menschen. Ob einer da ist, will er sehen, einer, der Verstand hat und nach ihm fragt."
Bibel, Psalm 14, 1-2
Das ist eine klar formulierte Aufforderung, geistig aktiv zu werden und Ursachenforschung zu betreiben. Mystik wird zur anerkannten Realität, wenn sie wissenschaftlich begründet werden kann.
Glaube und Wissen schließen sich also nicht gegenseitig aus, sondern liefern das Material für die untrennbare Kette des gemeinsamen Verstehens.
Das Wort Religion bedeutet: Rückbindung zu Gott. Es gibt mehrere Religionen auf der Welt. Die größte ist das Christentum (ca. 2,2 Mrd. Anhänger) gefolgt vom Islam (ca. 1,4 Mrd.), dem Hinduismus (ca. 0,9 Mrd.), dem Buddhismus (ca. 0,4 Mrd.) und weiteren. Obwohl diese Statistik naturgemäß unscharf ist darf man daraus getrost den Schluss ziehen, dass die überwiegende Zahl der auf der Erde lebenden Menschen glaubt (oder wenigstens hofft), dass es einen Schöpfergott gibt, wie immer er auch aussieht.
Evolution und Gott sind für sie unvereinbar.
Die Wissenschaft beherbergt unter ihrem Dach neben den großen Naturwissenschaften eine Reihe interdisziplinärer Zweige. Es steht außer Frage, dass durch die vielen Technologien, die ihr entstammen (insbesondere in den letzten anderthalb Jahrhunderten) sehr viele Arbeitsplätze auf der Welt entstanden sind und Menschen in Lohn und Brot gehalten haben.
Der Begriff Evolution entspringt einer rein wissenschaftlichen Denkweise. Wenn man von Evolution spricht, denkt man natürlich sofort an Darwin. Laut Wikipedia ist Evolution „die Veränderung der vererbbaren Merkmale einer Population von Lebewesen von Generation zu Generation.“ Im weiteren Sinne bedeutet Evolution die fortwährende Entwicklung und Entfaltung von allem (Mensch, Tier, Pflanzen, Universum) durch natürliche Prozesse (also durch die Natur selbst) – ohne ein übernatürliches Wesen.
Auf beiden Seiten gibt es festgefahrende Gleise. Die machen allerdings die Mehrheit aller befahrbaren Strecken aus. Das ist leider Tatsache. Wer als Gläubiger sein persönliches Bild von einem Gott behalten möchte, der sich um menschliche Lebensdetails persönlich kümmert, wird jedwede wissenschaftlichen Erklärung einer allumfassenden Intelligenz scheuen und die gemeinsame Brücke nicht betreten wollen.
Gleiches trifft auf den Wissenschaftler zu, der alles als reine Spekulation abtut, was (noch) nicht im Lehrbuch steht. Obwohl viele aktuelle Theorien - die er unterstützt - im Grunde ins selbe Horn blasen (z.B. die Postulate über Dunkle Energie und Dunkle Materie).
Gibt es einen Paradigmenwechsel, der Wissenschaft und Religion gleichermaßen erfüllt und beiden als Brückenpfeiler dient? Ich bin mir nicht sicher, das noch erleben zu dürfen. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.